16.05.2022

Ich lese aktuell A Little Life von Hanya Yanagihara. Das Buch hatte meine Kollegin schon vor Jahren damit beworben, dass es um 4 Freunde in New York gehe und das Buch echt gut und spannend sei. Komplett unterschlagen hatte sie, dass sehr schwere Themen angesprochen werden (Missbrauch, Selbstverletztung, Krankheit, etc.). So dachte ich die ersten 60 Seiten ziemlich gelangweilt, dass das hier ein slice of life von vier privilegierten Jungs ist, die ein bisschen mit den Finanzen hadern, aber am Ende doch eh groß Karriere machen. Dann wurde es viel spannender, dunkler und irgendwann musste ich einfach nachlesen, was am Ende passiert, weil ich keine weitere 400 Seiten unwissend ausgehalten hätte.

Spoiler sind so eine Sache, wo jede ihre eigene Schmerzgrenze hat. Ich erinnere mich an einige Serien, Filme und Bücher, wo es sehr gut war, dass ich fast nichts im Vorfeld wusste, z.B. Project Hail Mary von Andy Weir. Da waren die Überraschungen toll und angenehm. Ich erinnere mich aber auch an Erzählungen, wo mich Wendungen oder Charakteretode sehr verärgert haben und mir den Spaß komplett nahmen. Ich hätte Battlestar Galactica nicht weiter geguckt, wenn Adama in der dritten Folge tatsächlich gestorben wäre. Manchmal muss ich etwas im Voraus wissen, nicht unbedingt nur Tode, sondern auch, wohin die Geschichte geht. Dann kann ich mich mental vorbereiten, oder, was sehr selten passiert, beende die Serie oder das Buch vorzeitig. Jetzt bin ich jedenfalls vorbereitet auf A Little Life (die Recherche bestätigte meine Vermutung) und kann in Ruhe weiter lesen. Mich interessiert hier der Weg zum Ziel mehr als das Ziel selbst.