[Serie] Mare of Easttown

Lange hat mich schon keine Serie mehr so komplett in den Bann gezogen und begeistert wie Mare of Easttown. Man fühlt sich recht schnell, auf positive Art, an Broadchurch erinnert. Auch hier geht es um einen Mordfall, der im Laufe der ersten Folge passiert. Die Ermittlerin Mare Sheenan (großartig gespielt von Kate Winslet) erinnert mit ihrer Verbitterung und Toughness an Alec Hardy aus Broadchurch, und auch in Mare of Easttown lernt man im Laufe der Ermittlungen die Einheimischen und ihre Sorgen und Nöte kennen. Allerdings verkommt die Serie nicht zu einem Klon von Broadchurch, sondern hat ganz eigene Nuancen und Themen. Die Serie spielt in Easttown, einem Vorort von Philadelphia, der (zumindest in der Serie) nicht dem klischeehaften Suburb-Ideal entspricht. Die Leute kommen über die Runden, es scheint eine feste Community zu geben, aber auch viele Probleme, wie Drogensucht und Teenager-Schwangerschaften.

Mir hat der ungewöhnliche Erzählstil besonders gut gefallen. Die Handlung kommt schon in der Mitte der Serie zu einem Höhepunkt – natürlich weiß man aufgrund der Spielzeit sofort, dass es nicht das Ende sein kann. Ähnlich ergeht es einem bei der letzten Folge. Was das Ende betrifft, bin ich mir noch immer unsicher, ob das, was bei mir ankam, wirklich die Intention der Produzent*innen (eine davon Kate Winslet) war, aber letztendlich bleibt es natürlich den Zuschauer*innen selbst überlassen, was man vom Ende hält.
Jedenfalls: Mare of Easttown ist eine ganz spannende, exzellent gemachte Serie, die ich am liebsten in einem Rutsch angeschaut hätte. Kann ich nur weiterempfehlen.

[Serie] Domina

Ich mochte ja die HBO Serie Rome, aber hatte nicht wirklich Lust auf eine weitere Serie mit dem Thema bzw. der gleichen Geschichte. Letzteres traf dann nicht zu, denn die Sky-Serie Domina spielt nach Caesars Tod und behandelt die aufstrebende Herrschaft seines Adoptiv-Sohnes, des Octavian/Augustus, erzählt aus der Perspektive der Domina, seiner Frau Livia Drusilla. Während Rome die Rolle von Frauen im antiken Rom nur anschnitt, fokussiert sich Domina mit der weiblichen Hauptfigur auf das Thema, versucht dabei realitätsgetreu und authentisch zu bleiben, so weit es mit unserem beschränkten Geschichtswissen möglich ist. Beispielsweise ist die Rolle der Antigone, einer ehemaligen Sklavin und der besten Freundin Livias, frei erfunden, aber das tut der Serie keinen Abbruch und es ist natürlich realistisch, dass mächtige Frauen wie Livia ihr eigenes Netzwerk an engen Freundinnen und Geschäftspartnerinnen hatten (und natürlich auch eine Menge an Feindinnen). Besonders gut gefallen hat mir, dass Livia eben nicht nur Domina, also eine Hausherrin ist, die alles für ihre Familie macht, sondern ihrer ganz eigenen Überzeugung und Agenda folgt.

Man sollte die Serie nicht nach der ersten Folge abbrechen, diese leidet etwas daran, sehr viel auf einmal erzählen zu müssen. Die zweite Folge ist schon ruhiger und schafft es, die richtige Stimmung zu schaffen. Richtig los geht es erst mit dem Zeitsprung, diesen vollführt die Serie mit einem kompletten Wechsel des Hauptcasts, was erstaunlich gut geklappt hat.

Stelleweise kommt man sich wie in einer Soap-Opera vor, weil jede mit jedem verwandt ist und Patchwork-Familien offensichtlich keine Erfindung des 21.Jahrhundert sind, aber man muss keine umfassenden Kenntnisse der Geschichte Roms haben, um in die Serie abzutauchen. Alles in allem ist Domina eine empfehlenswerte Serie mit einem starken, größtenteils unbekannten, Cast.

[Buch] Exhalation

Mir war gar nicht bewusst, dass es sich bei Exhalation von Ted Chiang um eine Kurzgeschichten-Sammlung handelt, normalerweise kann ich wenig mit Kurzgeschichten anfangen, aber da Exhalation schon auf meinem Kindle gelandet war* und mit 362 Seiten nicht allzu lang ist, habe ich es dann mit geringen Erwartungen gelesen.

Schon die erste Geschichte The Merchant and the Alchemist’s Gate war echt beeindruckend, weil sie das Thema Zeitreisen zwar klassisch erzählte, aber eine andere „Schlussfolgerung“ zog als andere Geschichten. Die titelgebende Geschichte Exhalation hat mich wirklich umgehauen. Sie beschäftigt sich mit dem Sterben und der Endlichkeit, aber von einem ganz anderen Blickwinkel her als ich sie bisher kannte. Auch die anderen Geschichten haben mich alle gut unterhalten und begeistert in ihrer Kreativität, natürlich gefiel nicht jede gleich gut, aber das Niveau blieb trotzdem hoch. Themen der Geschichten sind unter anderem künstliche Intelligenz, Freier Wille, Gedächtnis und Parallelwelten. Wer eher die nachdenklichen, philosophischen Aspekte von Sci-Fi mag, zum Beispiel wie es oft bei Stanislaw Lem der Fall ist, der ist hier absolut richtig. Wobei ich die Geschichten im Gegensatz zu einigen von Lem sehr zugänglich und leicht lesbar finde, sodass man kein Sci-Fi-„Profi“ sein muss, um hier Spaß zu haben.

*Wieso ich die Sammlung auf dem Kindle hatte: eine von Chiangs Kurzgeschichten, Story of Your Life, war die Grundlage für den Film Arrival, der mir sehr gut gefallen hat. Die findet man aber nicht in dieser Sammlung, sondern in der ersten: Stories of Your Life and Others.