[Film] The Empty Man

Den Horror-Film aus dem Jahr 2020 habe ich neulich auf Disney + gesehen. Er beginnt wie ein normaler Horrorfilm mit einer Gruppe von generischen Hipstern, die in einer Berghütte irgendetwas übernatürlichem begegnen. Dann Schnitt zur Gegenwart, ein Cop außer Dienst soll die verschwundene Tochter einer Freundin suchen. Irgendwann nimmt der Film einen weirden Weg auf, der mich positiv überrascht hat, allen voran das Ende. Das war mal etwas anders. (Allerdings habe ich nichts über den Film gewusst außer dem knappen Text, der auf Disney+ zu lesen war.)

Mit 137min war der Film mir zu lang, ich glaube er hätte viel besser funktioniert, wenn man ihn auf 100min runtergekürzt hätte. Aber alles in allem eher ein guter Horrorfilm. Jetzt möchte ich aber auch die gleichnamige Comicreihe lesen, auf der er basiert.

[Buch] Thinfluence

Ein furchtbarer Titel, wo ich direkt an Anorexie-Instagram-Accounts denke. Aber da das Buch der Ernährungswissenschaftler Walter Willett mitgeschrieben hat, dessen wissenschaftlichen Ernährungsguide Eat, Drink, And Be Healthy ich so toll fand, habe ich es gelesen. Thinfluence ist ebenso wissenschaftsorientiert und beschäftigt sich mit der Frage, welche Einflüsse es auf das individuelle Gewicht und den Fitnesslevel gibt, und wie diese positiv gesteuert werden können, was Willet dann als Thinfluence betitelt (thin bezieht er auf den Bauchumfang, wo das ungesunde Fett sitzt, nicht auf sogenannte Schönheitsstandards).

Er und seine Co-Autor*innen zeigen anhand von Studien, was betroffene Menschen schon selbst wissen, nämlich, dass Gewicht und Fitnesslevel keine reinen Individualentscheidung sind, sondern dass Faktoren wie Mitmenschen, Wohnort, Wohnumgebung und Arbeitsumfeld hier wesentlich beeinflussen. Das Autor*innen-Team beleuchtet jeden Bereich einzeln, gibt Fragebögen zur Eigenanalyse an die Hand und liefert gleichzeitig Verbesserungsvorschläge. Nicht wie man jetzt sofort sein Leben komplett umkrempelt, sondern in kleinen Schritten mit kleinen Verbesserungen. Die meisten hat man schon irgendwo gehört („Treppe anstatt Aufzug nehmen“), aber ich fand es trotzdem hilfreich, das alles gebündelt und geordnet zu lesen.

Das Buch hat Potenzial für empörte, verzerrende Schlagzeilen („Unsportliche Freunde austauschen!“). Nein, das Buch schlägt solche Radikalkuren nicht vor, betont aber, wie stark auch in diesen Bereichen der soziale Einfluss auf einen selbst ist und dass auch man selbst andere beeinflusst. Das Buch gibt hier Tipps, wie man kleine Veränderungen im sozialen Umfeld einführen kann, ohne direkt den kompletten Freundeskreis auszutauschen. (Oder alternativ den sozialen Kreis zu erweitern, ob durch Sportgruppen oder Weight Watchers, die tatsächlich sehr erfolgreich sind.)

Das Buch hätte ich gerne damals gelesen als ich meine „Erste-Vollzeitstelle“-Pfunde loswerden wollte. Dass ein Kaloriendefizit dazu gehört, wusste ich. Aber nicht, wie sehr „Thinfluence“ eine entscheidenden Rolle spielt. Ich nahm damals ab, nach fast einem Jahr war nicht viel davon übrig geblieben. 2021 lief es dann deutlich besser und nach der Lektüre von Thinfluence sehe ich, wie neben dem Kaloriendefizit viele andere Faktoren eine Rolle spielten: ein anderer Job, motivierenden Kolleginnen, mit denen ich immer die Treppe hochgehe anstatt den Aufzug zu nehmen, die sich gerne gesund ernähren. Zwei Hundetrainer, die mich nach Draußen scheuchen. Im Internet eine handvoll Vorbilder, allen voran Frauen, die Kraftsport machen, was vorher in meiner Wahrnehmung eher verpönnt war. Ich liebe Kraftsport und mag alles andere, Yoga, Pilates, Joggen etc. eher weniger. Austausch mit einer Freundin und sporadischer Austauch und gegenseitige Motivation auf SoMe.

Obwohl das Buch etwas zu spät für mich kommt, konnte es mir noch ein paar konkrete Tipps an die Hand geben. Ein kleiner Traum wäre jetzt, eine geschlossene Fitness-/Ernährungsgruppe von Anfängerinnen/Laien zur gegenseitigen Motivation zu finden.

(Einziger Negativpunkt: das Buch ist auf die USA zentriert und daher einige Tipps schlechter umzusetzen.)

[Film] Okja

Ich mochte ja schon Parasite von Bong Joon-ho sehr, aber Okja hat den oscarprämierten Film in meinen Augen nochmal getoppt. Dabei hatte ich keine große Lust darauf, weil „Kind freundet sich mit XY an“ nicht so mein Interesse weckt. Okja handelt von einem koreanischen Mädchen, das ein genmodifiziertes „Superschwein“ großzieht, welches von der amerikanischen Miranda Corporation zum Zwecke der Fleischgewinnung gezüchtet wurde. Zur Aufzucht schicken sie mehrere Ferkel in verschiedene Ecken der Welt, um dann nach 10 Jahren das schönste Schwein in den USA auszuzeichnen. Und damit die Massenproduktion von Superschwein-Fleisch zu beginnen.

Der Film ist schrill in seiner Darstellung der amerikanischen Mirando Corporation (großartig als deren CEO Tilda Swinton), was nur die Absurdität und Grausamkeit der ganz realen Fleischindustrie unterstreicht. Alles in allem hat man spätestens zur Mitte des Films das Gefühl, einen Film zu sehen, der einen sanft aber bestimmt in Richtung Vegetarismus drängt. Okja ist kein reales Tier. Auch wenn sie als Schwein bezeichnet wird, sieht sie eher wie ein Nilpferd aus, ihr Euter erinnert an eine Kuh und das ganze Gebahren an eine Mischung aus Kuh und Schwein, sofern man weiß, wie diese Tiere sich außerhalb von Massenhaltung verhalten: intelligent, verspielt, liebenswert. Manchmal fühlt man sich an ET oder Ein Schweinchen namens Babe erinnert. Nur um dann in rasante Actioneszenen zu geraten oder die Abgründe der Fleischindustrie.

Ein sehr toller Film, vielleicht der beste des Jahres für mich.