[Film] Okja

Ich mochte ja schon Parasite von Bong Joon-ho sehr, aber Okja hat den oscarprämierten Film in meinen Augen nochmal getoppt. Dabei hatte ich keine große Lust darauf, weil „Kind freundet sich mit XY an“ nicht so mein Interesse weckt. Okja handelt von einem koreanischen Mädchen, das ein genmodifiziertes „Superschwein“ großzieht, welches von der amerikanischen Miranda Corporation zum Zwecke der Fleischgewinnung gezüchtet wurde. Zur Aufzucht schicken sie mehrere Ferkel in verschiedene Ecken der Welt, um dann nach 10 Jahren das schönste Schwein in den USA auszuzeichnen. Und damit die Massenproduktion von Superschwein-Fleisch zu beginnen.

Der Film ist schrill in seiner Darstellung der amerikanischen Mirando Corporation (großartig als deren CEO Tilda Swinton), was nur die Absurdität und Grausamkeit der ganz realen Fleischindustrie unterstreicht. Alles in allem hat man spätestens zur Mitte des Films das Gefühl, einen Film zu sehen, der einen sanft aber bestimmt in Richtung Vegetarismus drängt. Okja ist kein reales Tier. Auch wenn sie als Schwein bezeichnet wird, sieht sie eher wie ein Nilpferd aus, ihr Euter erinnert an eine Kuh und das ganze Gebahren an eine Mischung aus Kuh und Schwein, sofern man weiß, wie diese Tiere sich außerhalb von Massenhaltung verhalten: intelligent, verspielt, liebenswert. Manchmal fühlt man sich an ET oder Ein Schweinchen namens Babe erinnert. Nur um dann in rasante Actioneszenen zu geraten oder die Abgründe der Fleischindustrie.

Ein sehr toller Film, vielleicht der beste des Jahres für mich.

[Film] Fast Color

Auf Fast Color habe ich sehr lange gewartet, der Film ist 2018 erschienen und verschwand dann gefühlt im Untergrund. Nun konnte ich ihn endlich auf Prime anschauen!

Fast Color spielt im mittleren Westen der USA, in einer Zukunft, wo es seit 8 Jahren nicht geregnet hat und Wasser ein rares Gut ist. Ruth (gespielt von Gugu Mbatha-Raw, einigen bekannt aus der Black Mirror Folge „San Junipero“) ist obdachlos und versucht zu verstecken, dasss sie epileptische Anfälle hat, die Erdbeben verursachen. Irgendwann entscheidet sie sich, Hilfe bei ihrer entfremdeten Mutter (gespielt von Lorraine Toussaint, bekannt aus Orange is the New Black) zu suchen.

Der Film wurde als Superheldenfilm beworben, was meiner Meinung nach Fast Color nicht gut beschreibt. Zwar geht es hier um eine Person mit übernatürliche Fähigkeiten, der Plot hat aber wenig mit klassischen Superheldenfilmen gemeinsam und könnte eher als supernatural drama eingeordnet werden, das von drei Generationen von schwarzen Frauen handelt.

An einigen Stellen war mir Fast Color zu gemächlich und nicht ganz gut ausgearbeitet vom Skript her, aber insgesamt hat mir der Film, besonders dank der Darstellerinnen, richtig gut gefallen. Umso mehr freut es mich, dass Fast Color als Serie adaptiert wird, mit dem gleichen Autor*innen-Duo wie beim Film, und prodziert von einem Studio, das unter anderem Viola Davis gehört.

[Film] Marriage Story

Weil der Film Marriage Story von 2019 für so viele Preise nominiert wurde und mit bekannten Gesichtern wie Scarlett Johansson und Adam Driver besetzt ist, habe ich mir den mal auf Netflix angeschaut.

Die Geschichte ist schnell erzählt: Charlie ist ein erfolgreicher Theater-Regiesseur am Broadway, seine Frau Nicole ist Schauspielerin. Die beiden wollen sich scheiden lassen, möglichst unkompliziert und ohne dass ihr 8jähriger Sohn viel mitbekommt. Dann schlägt die Realität ein und es entbrennt fast ein Krieg. Marriage Story zeichnet das Bild einer Scheidung, in der beide Parteien keinen Hass füreinander empfinden, aber in dem sich hochschaukelndem Scheidungsprozess ihre schlechtesten Seiten zeigen und drohen unterzugehen.

Der Film ist gut gemacht, die schauspielerische Leistung von Johansson und Driver hervorragend, ich kann verstehen, wieso Marriage Story so positiv bewertet wurde. Das einzige Manko für mich war, dass ich mit dem Thema Scheidung so gar nichts anfangen kann, erst recht nicht mit so pompösen, superteuren Scheidungen wie in den USA und der Film stellenweise echt deprimierend ist. Es ist keine Tragikomödie, wie es die deutsche Wikipedia betitelt, sondern ein Drama, aber insgesamt ein guter Film über das Thema.