[Buch] Primates of Park Avenue

Die Autorin Wednesday Martin wird schwanger und zieht aus irgendwelchen Gründen, die sicher total wichtig sind, vom betuchten New Yorker Süden in die Upper East Side. Sie sieht sich als Anthropologin, die, teilweise im Vergleich zu Affen oder naturnahen Völkern (jepp… white feminist, I hear you coming), die Mütter der Upper East Side (UES) beschreibt. Wie superreich sie sind, wie sie sich bekämpfen, um ihre Kinder in elitäre Kitas zu kriegen, wie sie sich mit horrend teuren Birkin Bags von der Straße schubsen, aber eigentlich ganz arme Frauen sind, weil ihre Männer reich sind und sie nicht, und am Ende sind sie doch keine so großen Monster und haben ein Herz.*

Die Autorin ist diejenige Person, die zum ersten Mal von den wife bonus berichtet, den New Yorker Frauen am Ende des Jahres von ihren Ehemännern bekommen. Auch wenn Wednesday Martin irgendwann zugibt, selbst „gone native“, also eine UES-Mommy geworden zu sein, ist es spannend zu lesen, wie die Autorin sich als anders, vielleicht auch als etwas besseres sieht, obwohl sie auch stinkreich sein muss, um im Viertel der Stinkreichen überhaupt leben zu können. Also, ich fand das Buch echt unterhaltsam, einfach weil es so viel cringe bietet und mich an mache Berliner Twitter Mütter erinnert, nur noch tausend Mal krasser und reicher. Kann ich also durchaus empfehlen, wenn ihr eine Lektüre sucht, wo Inhalt und Autorin zum Gruseln einladen.

*CN Stillgeburt für das letzte Kapitel. Für eine kurze Erklärung/Spoiler weiter nach unten scrollen.


Die Autorin erlitt eine, ihre UES Mommy Bekannten haben sie unterstützt und aufgefangen. Das Kapitel gehört zwar zur persönlichen Lebensgeschichte der Autorin, aber ich fand es unpassend zu dem vorherigen, eher satirischen oder gewollt lustigen Erzählstil. „Aber seht, sie haben doch ein Herz, weil sie mich unterstützt haben“ hatte einen komischen Geschmack.

[Buch] The Seven Husbands of Evelyn Hugo

Das Buch von Jenkins Reid wurde auf Audible als „Telenovela“ kritisiert, ich glaube das war mein Anreizpunkt, es dann doch zu hören, obwohl der Titel für mich nicht so spannend klang.

Die Geschichte spielt in einem fiktiven Hollywood, wo Evelyn Hugo eine nun 80jährige Filmikone ist, die der eher unbekannten Journalistin Monique Grant anbietet, ihre Biographie zu schreiben und zu veröffentlichen. Wieso ausgerechnet ihr? Das soll Monique aber erst zum Ende der Interviews erfahren. Sie willigt in den finanziell sehr lukrativen Deal ein und möchte vor allem die Frage klären, wer von den sieben Ehemännern denn nun Evelyns große Liebe war.

Für Hollywood, egal ob heute oder früher, interessiere ich mich nicht so sehr, aber letztendlich war es schon spannend von einer aufstrebenden jungen Schauspielerin zu lesen, die als Latinx ihren Weg in Hollywood geht und dann irgendwann zu dieser Ikone wird. Die Liebesgeschichte ihres Lebens war dann für mich sehr unerwartet. Ich wusste gar nichts über das Buch, es wurde mir bei Audible einfach so vorgeschlagen. Klappentext und Blurbs geben da noch etwas mehr Infos raus. Die Geschichte war wirklich berührend und schön geschrieben, und die insgesamt sieben Ehemänner auch alles andere als ich erwartet hatte. Es passiert vielleicht recht viel dramatisches, wie in einer Telenovela, aber man kann sich durchaus vorstellen, dass so eine Person wie Evelyn Hugo, ihre Freundinnen und Bekannten in Hollywood so existiert haben. Und ich fand es sehr positiv, dass die Geschichte nicht allzu ausufernd war und recht schnell voran ging. Also, insgesamt war The Seven Husbands of Evelyn Hugo für mich eine sehr positive Überraschung und jetzt hätte ich dazu gerne eine Verfilmung.

[Buch] Bittersweet

Der Titel von Susan Cains neustem Buch sagt eigentlich gut, worum es geht: Bittersweet: How Sorrow and Longing Make Us Whole.
Einige werden es kennen, dass man manchmal gerne in Melancholie badet, traurige, schwere Lieder anhört (in Susan Cains Fall Musik von Leonard Cohen), traurige Geschichten liest oder anschaut und irgendwie trotzdem etwas gutes für sich da raus zieht. Susan Cain geht es nicht anders, in ihrem Buch ergründet sie die Bittersweetness von persönlicher, wissenschaftlicher, historischer und spiritueller (nicht gleichzusetzen mit religiöser) Seite aus. Insbesondere setzt sie es in Kontrast dazu, was man als toxic positivity kennt, den vor allem in den USA bekannten Zwang, stets fröhlich und positiv gestimmt aufzutreten.

Genauso wie ihr Buch Quiet, wo ich zum ersten Mal in größeren, positiven Zusammenhängen über Introvertiertheit las, ist nun ihr Buch Bittersweet für mich ein Augen-Öffner gewesen. Es schlug nicht so bombastisch bei mir ein wie Quiet, aber war für mich eine interessante Auseinandersetzung mit meiner Vorliebe für bittersweetness. Allen, die sich hier wiederfinden, kann ich das Buch wärmstens empfehlen. (Wer Audiobücher mag, der sollte dazu greifen, Susan Cain liest selbst vor und schafft es wunderbar, die bittersweetsness mit ihrer Stimme zu transportieren.)