[Buch] The Three Body Problem

Jetzt habe ich endlich auch mal das gefeierte Buch von Liu Cixin gelesen, das 2014 erschienen ist und den Hugo Award für best novel gewonnen hat. Eine Netflix-Serie ist auch geplant, allerdings sind leider die Produzenten von Game of Thrones auch daran beteiligt, schade.

China, 60er Jahre: Ye Wenjie ist Astrophysikerin. Während der Kulturrevolution, wo viele Akademiker*innen ermordet wurden, wird sie als Staatsverräterin in ein Arbeitslager überführt. Dann bekommt sie die Chance diesem zu entkommen, indem sie sich zu einem lebenslangen Einsatz auf einer abgelegenen Forschungsstation verpflichtet. In der Gegenwart: Wang Miao ist Professor der Nanotechnologie und soll einem Ermittler helfen, mysteriösen Todesfälle von renommierten Wissenschaftler*innen aufzuklären. Und was hat das alles eigentlich mit dem kuriosen Computerspiel Three Body Problem zu tun?

Also ich muss sagen, dass mich das Buch sehr verwirrt und eingenommen hat, aber auf eine gute Art. Was eigentlich in der Erzählung passiert, lässt sich in ein bis zwei Sätzen beschreiben. Aber bis die Puzzlestücke sich zu einem Gesamtbild zusammenfügen, geht man auf eine wissenschaftlich-philosophische Reise. Wer eine Erzählung mit komplexen Charakteren erwartet, wird sicherlich enttäuscht. Die Charaktere haben spannende Weltansichten, die die zentrale Problematik aus verschiedenen Blickwinkeln beleuchten, aber an sich erinnerte mich The Three Body Problem eher an ältere Sci-Fi, die sich mehr mit dem „großen Bild“ befasst und weniger mit der Entwicklung individueller Charaktere. Ich kann das Buch jedenfalls sehr empfehlen, wenn man Lust auf jene wissenschaftlich-philosophische Reise hat. Man muss aber kein Vorwissen mitbringen, um die Geschichte zu verstehen.

PS. Die Reihe besteht aus insgesamt drei Bänden, aber der erste Band ist an sich schon abgeschlossen. Ich habe das Buch auf Englisch auf dem Kindle gelesen, wo der Übersetzer einige Anmerkungen gemacht hat zu Dingen, die westlichen Leser*innen nicht so eindeutig sind, das fand ich sehr hilfreich.

[Buch] Klara and the Sun

In einer dystopischen Zukunft werden Kinder vorwiegend von Zuhause aus unterrichtet und wachsen eher sozial isoliert auf. Die Eltern, die es sich leisten können, kaufen als Gefährten für ihre Kinder sogenannte AFs, artificial friends, kindsgroße Androiden. Die AF Klara wird irgendwann von der 14jährigen Josie ausgewählt und zieht zur ihr Nachhause. Sie soll nicht nur Gefährtin sein, sondern auch auf die kränkliche Josie aufpassen.

Die Geschichte entfaltet sich sehr langsam, das erste längere Kapitel spielt nur in dem Verkaufsladen, wo Klara die anderen AFs und ihre Umwelt beobachtet und wahrnimmt. Besonders hier ist, dass alles aus Klaras Perspektive erzählt wird, wie sie die Welt „in Kästchen“ sieht und welche besondere Beziehung sie zur Sonne hat, die ihr „Nahrung“ gibt. Natürlich wird auch durch Klaras Perspektive beleuchtet, was es heißen könnte Mensch zu sein. Das Buch ist eher philosophischer Natur als eine harte Sci-Fi Erzählung, wer letzteres erwartet, wird sich eher langweiligen. Wer wie ich Geschichten von und mit Androiden mag, ist bei Klara and The Sun von Kazuo Ishiguro genau richtig.

[Buch] Eleanor Oliphant is completly fine

Das Buch Eleanor Oliphant is completly fine von Gail Honeyman ist 2017 erschienen und handelt – wie der Titel es vermuten lässt – von Eleanor Oliphant, die ein ganz okayes Leben führt. Sie hat studiert, eine Wohnung, einen festen Job und ihre Routinen. Viel Kontakt zu Menschen hat sie nicht, ihre Mittagspause verbringt sie allein, einmal in der Woche spricht sie mit ihrer Mutter.

Zunächst hielt ich das Buch für eine unterhaltsame Erzählung um eine etwas ungewöhnliche Person, die halt lieber alleine lebt, ihre Routinen mag und stellenweise etwas weltfremd wirkt. Insbesondere als sie sich in einen Musiker verliebt und sicher ist, dass er ihr zukünftiger Partner wird.
Neben dieser Sache gibt es aber von Anfang an Andeutungen, dass Eleanor doch nicht completly fine ist. Deswegen sollte man sich vorher über content notes informieren, wenn man triggernde Themen hat.

Mir hat das Buch sehr gut gefallen, es war lustig, traurig, die Charaktere liebenswert. Die Geschichte handelt von Freundschaft, Familie und den kleinen zwischenmenschlichen Gesten, die einen Tag erhellen können. Sehr empfehlenswert!

P.S. Ich habe das Buch auf Audible gehört, was hier besonders gut gepasst hat, weil Eleanor eher hochgestochenes Englisch spricht, ihre Mitmenschen den breiten, umgangssprachlichen Akzent Glasgows (keine Sorge, man versteht es trotzdem ganz gut).