[Buch] The Seven Husbands of Evelyn Hugo

Das Buch von Jenkins Reid wurde auf Audible als „Telenovela“ kritisiert, ich glaube das war mein Anreizpunkt, es dann doch zu hören, obwohl der Titel für mich nicht so spannend klang.

Die Geschichte spielt in einem fiktiven Hollywood, wo Evelyn Hugo eine nun 80jährige Filmikone ist, die der eher unbekannten Journalistin Monique Grant anbietet, ihre Biographie zu schreiben und zu veröffentlichen. Wieso ausgerechnet ihr? Das soll Monique aber erst zum Ende der Interviews erfahren. Sie willigt in den finanziell sehr lukrativen Deal ein und möchte vor allem die Frage klären, wer von den sieben Ehemännern denn nun Evelyns große Liebe war.

Für Hollywood, egal ob heute oder früher, interessiere ich mich nicht so sehr, aber letztendlich war es schon spannend von einer aufstrebenden jungen Schauspielerin zu lesen, die als Latinx ihren Weg in Hollywood geht und dann irgendwann zu dieser Ikone wird. Die Liebesgeschichte ihres Lebens war dann für mich sehr unerwartet. Ich wusste gar nichts über das Buch, es wurde mir bei Audible einfach so vorgeschlagen. Klappentext und Blurbs geben da noch etwas mehr Infos raus. Die Geschichte war wirklich berührend und schön geschrieben, und die insgesamt sieben Ehemänner auch alles andere als ich erwartet hatte. Es passiert vielleicht recht viel dramatisches, wie in einer Telenovela, aber man kann sich durchaus vorstellen, dass so eine Person wie Evelyn Hugo, ihre Freundinnen und Bekannten in Hollywood so existiert haben. Und ich fand es sehr positiv, dass die Geschichte nicht allzu ausufernd war und recht schnell voran ging. Also, insgesamt war The Seven Husbands of Evelyn Hugo für mich eine sehr positive Überraschung und jetzt hätte ich dazu gerne eine Verfilmung.

[Buch] Bittersweet

Der Titel von Susan Cains neustem Buch sagt eigentlich gut, worum es geht: Bittersweet: How Sorrow and Longing Make Us Whole.
Einige werden es kennen, dass man manchmal gerne in Melancholie badet, traurige, schwere Lieder anhört (in Susan Cains Fall Musik von Leonard Cohen), traurige Geschichten liest oder anschaut und irgendwie trotzdem etwas gutes für sich da raus zieht. Susan Cain geht es nicht anders, in ihrem Buch ergründet sie die Bittersweetness von persönlicher, wissenschaftlicher, historischer und spiritueller (nicht gleichzusetzen mit religiöser) Seite aus. Insbesondere setzt sie es in Kontrast dazu, was man als toxic positivity kennt, den vor allem in den USA bekannten Zwang, stets fröhlich und positiv gestimmt aufzutreten.

Genauso wie ihr Buch Quiet, wo ich zum ersten Mal in größeren, positiven Zusammenhängen über Introvertiertheit las, ist nun ihr Buch Bittersweet für mich ein Augen-Öffner gewesen. Es schlug nicht so bombastisch bei mir ein wie Quiet, aber war für mich eine interessante Auseinandersetzung mit meiner Vorliebe für bittersweetness. Allen, die sich hier wiederfinden, kann ich das Buch wärmstens empfehlen. (Wer Audiobücher mag, der sollte dazu greifen, Susan Cain liest selbst vor und schafft es wunderbar, die bittersweetsness mit ihrer Stimme zu transportieren.)

[Buch] Everything I Never Told You

Das Buch Everything I Never Told You von Celeste Ng hatte mir eine Freundin empfohlen, nachdem ich die Serie Little Fires Everywhere gesehen habe, deren Grundlage das gleichnamige Buch von Celeste Ng ist. Auch Everything I Never Told You könnte ich mir gut als Serie vorstellen.

Marilyn and James Lee leben den Vorstadttraum eines jeden amerikanischen Pärchens in den 70er Jahren. Haus, drei Kinder, er angestellt als Professor, sie eine Hausfrau. Doch eines Tages verschwindet ihre 16jährige Tochter Lydia und wird kurze Zeit später tot aufgefunden.

Everything I Never Told You erzählt die Geschichte der Familie Lee, in Rückblenden angefangen bei Marilyn, typische US-amerikanische blonde Schönheit, die sich in den 50er Jahren mehr erhofft als eine Hausfrau zu werden, und James, der als Kind chinesischer Einwanderer nur eins möchte: nicht auffallen. Die Erzählung wechselt in den Zeitebenen, erzählt mal von den jungen Eltern, mal von Lydia und dann weiter in der Gegenwart, wo Lydias Tod die Familie in tiefe Trauer versetzt. Es ist kein Krimi, sondern ein generationsübergreifendes Portrait einer mixed race family, wo Themen wie Mikroaggressionen (natürlich damals nicht unter dem Namen bekannt) und ein unsicheres Selbstbild eine große Rolle spielen.

Mir hat Everything I Never Told You äußerst gut gefallen, ich kann es allen empfehlen, die die oben genannten Themen interessant finden, einen großartigen Schreibstil mögen und vielleicht gerade Lust haben etwas leicht trauriges zu lesen, denn in der Familie sind alle ein bisschen fertig mit der Welt. Es ist aber nicht so deprimierend wie bei A Little Life, wo man nach jedem dritten Absatz weinen könnten.

Ich habe das Buch auf Audible auf Englisch gehört und kann es wärmstens weiterempfehlen, die Sprecherin ist wirklich großartig und schafft es jedem Charakter eine eigene Stimme zu geben.